Viele PR-Fachleute verfassen Texte für die Website ihres Unternehmens – und fragen sich: Soll ich Pressemitteilungen für das Internet genauso schreiben wie Pressetexte, die gedruckt werden? Gibt es einen eigenen Online-Stil? Guter Rat ist keineswegs teuer. Vorausgesetzt sie wissen, wie Online-Nutzer „ticken“ und ziehen die richtigen Konsequenzen.

Lesen am Bildschirm ist körperlich sehr anstrengend; vor allem für die Augen. Arbeitsmediziner können ein Lied davon singen. So ist es kein Wunder, dass viele Menschen nicht lange Zeit am Computer lesen mögen, sondern sich Texte lieber ausdrucken. Dies macht es für Unternehmen unabdingbar, eine Druckversion auf jeder Website anzubieten – und stets kurze Pressemitteilungen zu verfassen, auch wenn das Internet im Unterschied zu Printmedien weder räumliche Grenzen vorgibt noch Druckkosten verursacht.

Gehirn arbeitet „online“ schlechter

Das menschliche Gehirn verarbeitet online Gelesenes langsamer und schlechter als gedruckte Texte und kann es weniger gut behalten. Zudem suchen die meisten Internetleser schnell zu findende und zu lesende Informationen. Webautoren müssen darum so einfach wie möglich schreiben.

Hilfreich hierbei sind die Regeln des nachrichtlichen Schreibens. Dies gilt bereits für den Textaufbau. Er sollte dem Nachrichten-Prinzip folgen: Die wichtigste Information steht im ersten Satz. Je unwichtiger ein Aspekt ist, umso weiter hinten wird er erwähnt.

In der Kürze liegt die Würze

In kurzen Sätzen mit einer einfachen Struktur sollten Sie die Inhalte klar und verständlich formulieren. Verschachtelte Nebensätze sollten sich auf Websites nicht finden. Auch wer das Aktiv so oft wie möglich verwendet und abstrakte Hauptwortverbindungen (Nominalphrasen) durch lebendige Verben ersetzt, erleichtert seinen Lesern die Lektüre.

Ferner empfiehlt es sich, Häppchen für Häppchen die Informationen zu präsentieren. Absätze von fünf bis sieben Zeilen sind ideal. Sie sollen die Pressemitteilung sowohl optisch als auch inhaltlich gliedern. Neuer Gedanke – neuer Absatz, lautet die Regel.

Online-Texte sollten einfach und verständlich sein. Fremdwörter dürfen sich nur in Fachtexten finden; zum Beispiel medizinische Termini in Pressemitteilungen eines Pharma-Konzerns oder ökonomische Fachbegriffe in Pressetexten für Wirtschaftsjournalisten. Wer aber für ein breites Publikum schreibt, muss Fremdwörter vermeiden – oder diese übersetzen, umschreiben, erklären.

Zwei Sekunden Zeit zum Überzeugen

Online-Leser sind ungeduldige Zeitgenossen. Wenn sie nach zwei Sekunden nicht von einer Site überzeugt sind, klicken sie weiter. Die Konsequenz für PR-Autoren: Jeder erste Satz muss überzeugen, jeder Teaser gelingen, jeder Link muss eindeutig sein.

Scannen stoppen

Selbst wenn Online-Leser Gefallen an einer Homepage gefunden haben, drosseln sie nur selten ihr Lesetempo. Sie überfliegen die Texte, während sie mit der Maustaste nach unten scrollen – sie „scannen“ die Seiten.

PR-Autoren sollten darum ihre Texte mit optisch hervorgehobenen Überschriften und Zwischenüberschriften versehen und Texteinstiege mit Schlüsselwörtern formulieren. Diese Elemente springen dem Leser ins Auge, wecken seine Aufmerksamkeit und unterbrechen so den „Scann-Vorgang“. Wenn sie zudem suchmaschinenoptimiert sind, werden die Texte leichter von anderen gefunden.

Die Konkurrenz schläft nicht

Das Internet bietet einen Service, der den Konkurrenzdruck auf die Anbieter von Websites erhöht hat: Die nächste Homepage ist nur einen Klick entfernt. Findet ein Leser auf der Website des Unternehmens X nicht die gewünschte Information, erscheint ihm der Text zu lang oder zu unglaubwürdig – dann wechselt er sofort auf eine andere Website. Und wer, weiß ob er je zurückkommt? Es lohnt sich also, dem Leser gute Online-Texte zu präsentieren, die seine Bedürfnisse und Informationswünsche erfüllen, doch auch verständlich geschrieben sind. Online-gerecht eben.

Mehr zum Thema adressatengerechtes Schreiben lesen Sie im kommenden Monat.

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