Wer einen Text schreibt, der wünscht sich vor allem eines: Dass er bitte, bitte gelesen werde! Doch wie wird dieser Wunsch Wirklichkeit? Einige Tipps für Ihre Wunschtüte.

Keine Chance bei Null Interesse

Zunächst die unschöne Wahrheit: Wenn Sie über ein Thema schreiben, das Ihren Leser nicht interessiert, dann wird er den Text nicht lesen. Es sei denn, er ist zugleich ihr Schüler und beschäftigt sich aus Angst vor einer schlechten Zensur mit Ihren Zeilen. Oder Ihr Herzallerliebster (beziehungsweise die weibliche Variante) ahnt schlimme Diskussionen auf sich zukommen und liest dann lieber, anstatt diskutieren zu müssen.

Kennen Sie Ihre Zielgruppe?

Um ein Thema zu finden, das Ihre Leser interessiert, müssen Sie Ihre Zielgruppe kennen. Erfassen Sie darum in einer Liste alle Aspekte, die Sie über Ihre Zielgruppe wissen: Alter, Geschlecht, berufliche und private Interessen … Ziehen Sie Konsequenzen aus diesem Wissen für Ihre Themenwahl, indem Sie sich folgende Fragen stellen: Kann meine Idee für meine Zielgruppe interessant sein? Sollte ich vielleicht nur über einen speziellen Aspekt des Themas schreiben? Wie unterscheiden sich die Interessen meiner Leser von meinen eigenen?

Der Köder muss dem Fisch schmecken – nicht dem Angler

Bitte nehmen Sie stets einen Perspektivenwechsel vor. Geben Sie Ihre Sicht der Dinge auf und nehmen Sie stattdessen die Position Ihrer Adressaten ein. Versuchen Sie aus deren Perspektive und absolut ehrlich sich selbst gegenüber, die Interessen und Belange der anderen zu erforschen. Hilfreich können Ihnen folgende Fragen sein: Welchen Gewinn oder Nutzwert hat ein Leser von diesem Thema und diesem Text? Welchen Nutzen oder Gewinn erwarten meine Leser? Was interessiert sie? Biete ich Aspekte oder eine Geschichte, die sie interessiert?

Je mehr Antworten Ihnen zeigen, dass Ihr Text und Ihre anvisierten Leser nicht zusammenpassen, umso schlechter ist es für Sie. Dann gibt es mehrere Möglichkeiten: Entweder Sie ändern Ihr Konzept oder schreiben Ihren Text um – oder Sie geben Ihr Projekt auf, da Sie Ihre Zielgruppe nicht erreichen können und suchen sich ein neues Thema.

Treffen Sie den richtigen Ton

Haben Sie ein Thema gefunden, das Ihren Adressaten gefallen dürfte, dann gilt es, die richtige Tonalität zu treffen. Stil und Leser müssen zusammen passen, soll ein Text gelesen werden. Ein Beispiel: Wenn Ihr Text sich vor allem an Frauen richtet, sind zotige Witze oder Fallbeispiele mit Männern ungeeignet. Schreiben Sie für Senioren, sollten Sie auf Anglizismen verzichten, da diese Zielgruppe nicht so firm in der englischen Sprache ist und dem sogenannten „Denglisch“ zumeist ablehnend gegenübersteht.

Zu lang ist immer zu schlecht

Eine weitere unschöne Wahrheit: Wenn Ihr Text zu lang ist, werden viele Leser davon Abstand nehmen, ihn zu lesen. Nun werden Sie sich zu Recht fragen: Was ist ein zu langer Text? Nun, diese Frage ist ebenso einfach wie komplex zu beantworten: Die Länge des Textes muss der Menge und der Qualität des Inhalts, seiner Kommunikationsabsicht und dem Leserinteresse entsprechen.

So macht es durchaus einen Sinn, dass mancher Roman zweihundert Seiten umfasst. Umfasst er 600 Seiten oder gar mehr, dann muss entweder die Geschichte sehr spannend oder das Leben des Lesenden sehr langweilig sein. Hingegen sollte eine Pressemitteilung kurz und bündig sein; am besten eine Textseite nicht überschreiten. Eine Pressemitteilungen von drei oder gar mehr Seiten ist  nur in Ausnahmefällen zu empfehlen, zum Beispiel in der Finanzkommunikation als Information für Fachmedien wie Wirtschaftszeitschriften.

Regeln tun gut

Es macht durchaus einen Sinn, die gängigen Regeln einer Textsorte oder Textgattung zu beherzigen. Oft sind sie wissenschaftlich abgesichert oder haben sich im Laufe von vielen Jahrzehnten als sinnvoll erwiesen. Zudem haben Ihre Adressaten zumeist ein intuitives Regelwissen und richten bestimmte Erwartungen an bestimmte Texte. So wollen sie eine kurze Nachricht, aber einen argumentierenden Kommentar, und sie freuen sich über einen spannenden Krimi, doch eine informative Medienhomepage.

Keine Chance bei „Kann nit verstaan“

Jeder Text muss für seine Zielgruppe verständlich sein. Der Artikel in der Tageszeitung für alle, die Doktorarbeit für Wissenschaftler, das Sachbuch über Psychologie für Hobby-Psychologen.

Wichtig: Ein Text soll bereits beim ersten Lesen verständlich sein. Wer von seinen Adressaten erwartet, sie mögen einen Text mehrfach lesen oder Wissenslücken mit einem Lexikon schließen, hat wenig Verständnis für die Psyche der anderen.

Machen Sie sich darum vor dem Schreiben klar, was Ihr Leser zum Thema weiß – und was er nicht weiß: Wie viel Vorwissen besitzt mein Adressat? Welche Erklärungen benötigt er? Welche Aspekte kann er nicht einordnen? Welche Wörter darf ich nicht verwenden oder muss sie übersetzen?

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